Mit Linolschnitt drucken

In der Ausbildung bin ich in den Genuss einer Druckwerkstatt gekommen. Wir hatten alle nötigen Werkzeuge und Pressen vor Ort und sogar das Papier selbst geschöpft. Ich habe dort nahezu alle manuellen Druckplattenherstellungen des Hoch- und Tiefdrucks kennen gelernt, die an einer Schule möglich sind: Kaltnadelradierung, Holzschnitt, Linolschnitt und das Zink-Ätzen.

Jetzt hatte ich wieder richtig Bock. Allerdings wohne ich in einer Mietwohnung mit Laminatboden, der keine Sauerei verzeiht. Also musste ich mir die sauberste Variante aussuchen. Linolschnitt.

Das Material

In jedem gut sortierten Bastelbedarf gibt es Sets für Anfänger zwischen 15€ und 25€. Darin findet man ein Grundsortiment Klingen mit Halter, eine Walze, eine kleine Tube Farbe, eine kleine Druckplatte, eine Motivvorlage und eine Anleitung wie es funktioniert. Da ich wusste, wie es geht und was ich brauche, habe ich mir für rund 30€ das Material passend einzeln bestellt.

Die Vorbereitung

Bei der Motivwahl muss man bedenken, dass die Möglichkeiten der Detailtiefe beim Linolschnitt begrenzt sind. Das Foto meiner Fliege habe ich durch Photoshop gejagt um es schnell stark zu vereinfachen. Danach habe ich es in gewünschter Größe ausgedruckt. Für die Übertragung auf die Platte nimmt man am besten Kohlepapier. Da ich das nicht hatte, habe ich die Rückseite meiner Vorlage einfach mit Kreide bearbeitet, auf der Platte mit Klebeband befestigt und mit Kuli durch gezeichnet.

Vorlage mit Klebeband meiner Fliege

Das Schnitzen

Linolschnitt ist ein Hochdruckverfahren. Das bedeutet: alles was stehen bleibt („hoch steht“) wird am Ende wie bei einem Stempel die Farbe abgeben. Man schneidet also alles weg, was am Ende nicht zu sehen sein soll. Für Anfänger empfehle ich die negativ Variante. Dabei wird das eigentliche Motiv entfernt. Das ist wesentlich einfacher, da man meistens nicht so filigrane Linien stehen hat, die zu schnell abreißen können.

geschnittenes Muster im Linolblock
Das Schnitzen dieser Platte (A6) hat übrigens rund 6 Stunden gedauert. Wer das zum Ersten mal macht sollte also (bei einem ähnlich schwierigen Motiv) mindestens 2 Stunden mehr einplanen. Außerdem solltet ihr Pflaster und Flüssigkleber bereit halten, denn es kann leicht passieren, dass man abrutscht und dann entweder die zarten Fingerchen oder eine filigrane Linie anreißt. ;)

Der Druck

Da ich keine teure Druckpresse habe, sah mein Druckaufbau folgendermaßen aus (von unten nach oben): Wachstuchdecke gegen Flecken, Druckplatte mit Motiv nach oben, dünne Schicht Farbe aufgewalzt, Postkarte, Küchentuch gegen Flecken, Buch und obenauf mein Körpergewicht. Nach wenigen Sekunden ist der Druck fertig.
Vielleicht muss man die Platte noch einmal überarbeiten, weil die Kanten, die durch das Rundeisen entstehen kleine Striche drucken. Kann aber auch sehr charmant aussehen ;)

Mein Druckergebnis

Mit einer Druckpresse wäre das Ergebnis natürlich viel sauberer und man müsste nicht so viel Farbe verwenden. Ich bin dennoch sehr zufrieden. Links seht ihr den ersten Druck mit weniger Farbe und rechts den folgenden Versuch mit mehr Farbe.

das Ergebnis meines Drucks auf die Rückseite von Postkarten
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In der Ausbildung bin ich in den Genuss einer Druckwerkstatt gekommen. Wir hatten alle nötigen Werkzeuge und Pressen vor Ort und sogar das Papier selbst geschöpft. Ich habe dort nahezu alle manuellen Druckplattenherstellungen des Hoch- und Tiefdrucks kennen gelernt, die an einer Schule möglich sind: Kaltnadelradierung, Holzschnitt, Linolschnitt und das Zink-Ätzen.

Jetzt hatte ich wieder richtig Bock. Allerdings wohne ich in einer Mietwohnung mit Laminatboden, der keine Sauerei verzeiht. Also musste ich mir die sauberste Variante aussuchen. Linolschnitt.

Das Material

In jedem gut sortierten Bastelbedarf gibt es Sets für Anfänger zwischen 15€ und 25€. Darin findet man ein Grundsortiment Klingen mit Halter, eine Walze, eine kleine Tube Farbe, eine kleine Druckplatte, eine Motivvorlage und eine Anleitung wie es funktioniert. Da ich wusste, wie es geht und was ich brauche, habe ich mir für rund 30€ das Material passend einzeln bestellt.

Die Vorbereitung

Bei der Motivwahl muss man bedenken, dass die Möglichkeiten der Detailtiefe beim Linolschnitt begrenzt sind. Das Foto meiner Fliege habe ich durch Photoshop gejagt um es schnell stark zu vereinfachen. Danach habe ich es in gewünschter Größe ausgedruckt. Für die Übertragung auf die Platte nimmt man am besten Kohlepapier. Da ich das nicht hatte, habe ich die Rückseite meiner Vorlage einfach mit Kreide bearbeitet, auf der Platte mit Klebeband befestigt und mit Kuli durch gezeichnet.

Vorlage mit Klebeband meiner Fliege

Das Schnitzen

Linolschnitt ist ein Hochdruckverfahren. Das bedeutet: alles was stehen bleibt („hoch steht“) wird am Ende wie bei einem Stempel die Farbe abgeben. Man schneidet also alles weg, was am Ende nicht zu sehen sein soll. Für Anfänger empfehle ich die negativ Variante. Dabei wird das eigentliche Motiv entfernt. Das ist wesentlich einfacher, da man meistens nicht so filigrane Linien stehen hat, die zu schnell abreißen können.

geschnittenes Muster im Linolblock
Das Schnitzen dieser Platte (A6) hat übrigens rund 6 Stunden gedauert. Wer das zum Ersten mal macht sollte also (bei einem ähnlich schwierigen Motiv) mindestens 2 Stunden mehr einplanen. Außerdem solltet ihr Pflaster und Flüssigkleber bereit halten, denn es kann leicht passieren, dass man abrutscht und dann entweder die zarten Fingerchen oder eine filigrane Linie anreißt. ;)

Der Druck

Da ich keine teure Druckpresse habe, sah mein Druckaufbau folgendermaßen aus (von unten nach oben): Wachstuchdecke gegen Flecken, Druckplatte mit Motiv nach oben, dünne Schicht Farbe aufgewalzt, Postkarte, Küchentuch gegen Flecken, Buch und obenauf mein Körpergewicht. Nach wenigen Sekunden ist der Druck fertig.
Vielleicht muss man die Platte noch einmal überarbeiten, weil die Kanten, die durch das Rundeisen entstehen kleine Striche drucken. Kann aber auch sehr charmant aussehen ;)

Mein Druckergebnis

Mit einer Druckpresse wäre das Ergebnis natürlich viel sauberer und man müsste nicht so viel Farbe verwenden. Ich bin dennoch sehr zufrieden. Links seht ihr den ersten Druck mit weniger Farbe und rechts den folgenden Versuch mit mehr Farbe.

das Ergebnis meines Drucks auf die Rückseite von Postkarten
Art Journal
Tiere damals vs. heute [5/11]

8 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Die Drucke sind super gelungen!

    Antworten
  • Herzlichen Dank für diese genaue Anleitung.
    Seit der Schulzeit habe ich einen Linol-Druck mehr gemacht…
    Und die Drucke deiner Fliege sind total klasse geworden!

    Antworten
    • Ich finde, es ist eine tolle Alternative zur hand-vervielfältigung durch mehrmals zeichnen. Es geht eben schnell (nach dem Schnitzen) und ist dennoch keine unliebevolle Massenware. :)

      Liebe Grüße > sara

      Antworten
  • Die Ergebnisse sind toll geworden! Ich würde mir nicht zutrauen, so feine Linien auf so kleinem Format zu schnitzen. Die Hintergrundlinien machen das Bild noch interessanter.
    Liebe Grüße, Rike

    Antworten
    • Die Hintergrundlinien sind eigentlich gar nicht gewünscht ;) Aber ohne Presse nicht zu vermeiden. Ich freue mich, dass es dir gefällt.
      Ja, man braucht viel Geduld und Fingerspitzengefühl für die dünnen Linien. Psssst… eine ist sogar wieder angeklebt :D

      Liebe Grüße > sara

      Antworten
  • Für den Unkundigen: welcher Zusammenhang besteht zwischen Presse und Hintergrundlinien? Die Kanten sind doch immer da?

    Antworten
    • Hallo Thomas,
      da hast du recht, die Kanten sind immer da. Jedoch kann ich mithilfe von Profiequipment (einer besseren Rolle zum Auftragen der Farbe oder eben einer Presse) verhindern, dass die tieferliegenden Kanten „angemalt“ werden bzw. dass das Papier diese Kanten beim Drucken berührt. Der Vorteil bei einer Presse ist, dass das Gewicht gleichmäßig über die gesamte Fläche verteilt wird und auch der Druck variiert werden kann (indem man z.B. die Höhe der Rolle einstellt). Wenn ich das zu Hause per Hand oder mit Hilfe eines Buches mache, gibt es einen ungleichmäßigen Anpressdruck, wodurch an Manchen Stellen das Papier in die Zwischenräume gedrückt wird, die nicht gedruckt werden sollen.

      Was man außerdem machen kann: Stellen an denen das passiert und wo man die Kanten nicht haben möchte einfach nach dem Einfärben mit Postits abdecken. :)

      Hoffe ich konnte dir helfen.
      Liebe Grüße > Sara

      Antworten

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